Gartenpacht – wohl überlegt
Unsere Erfahrung
Wenn wir erzählen, dass wir einen Kleingarten haben, kommt automatisch die Antwort, „Toll, aber diese ganzen Regeln …“
Obwohl die Gesellschaft für alles Ge- und Verbote hat, um zu funktionieren, sollen die paar Regeln beim kleinen Gartenglück besonders spießig und unzumutbar sein? Muss uns mal jemand erklären.
Wem bei Bundeskleingartengesetz, Allgemeine Pachtbestimmungen und Gartenordnung und Hausarbeits- und Musiklärmverordnung schon die Haare zu Berge stehen, der sollte sich ehrlich prüfen, ob er (und seine Umgebung) damit glücklich werden kann.
Wer nur einen billigen Ort zum Feiern oder Toben sucht, wird feststellen, dass sich Nachbarn, Verein und Verband das nicht gefallen lassen und solchen Pächtern das Gartentürl weisen. Schließlich sollen Kleingartenanlagen uns Pächtern, Gästen und Besuchern Entspannung und Ruhe bieten. Auch die Anlieger sollen sich doch nicht ständig über „diese Gartler“ ärgern müssen. Der Vereinsfriede und die Gemeinschaft sind in Kleingartenvereinen wichtig. Wir sitzen ja eng aufeinander und können bei Problemen nicht einfach die Parzelle wechseln. Das Interesse am Miteinander und die Bereitschaft, aktiv beizutragen (Stichwörter Ehrenamt und Gemeinschaftsarbeit) sowie selbstverständlich gegenseitige Rücksicht gehören in jeder Art von Verein unbedingt dazu.
Auch, wer nur in der Hängematte mit einem kühlen Getränk „chillen“ möchte, sollte womöglich Selbstbefragung betreiben.
Wir haben schnell gelernt: Das Dasein als Kleingartler besteht neben der erhofften und schließlich verdienten Erholung hauptsächlich aus körperlicher ARBEIT! Natürlich abhängig von Größe und Anlage des Gartens.
Unser Garten ist ein Familienmitglied, das Aufmerksamkeit, Liebe, Pflege und beizeiten eine strenge Hand braucht. Pflanzen sind nun mal Lebewesen.

Mit dem Kleingarten hat sich unser Leben seeehr verändert:
Urlaube, Finanzen, anderweitige Freizeit und nicht zuletzt der eigene körperliche Zustand … aua.
Zum Glück gießen in unserer „Parzelleria“ alle reihum für die Nachbarn mit, wenn Not am Mann oder Urlaubszeit ist. Aber jeder Pächter ist für seinen Garten selbst verantwortlich – in Trockenheit und Hitze, nach Wolkenbruch, Hagel, Schneechaos und Sturm. Das muss man mögen, besser noch lieben. Dafür hat man eine wirklich sinnvolle Beschäftigung, ist an der Luft, hat soziale Kontakte, lernt dazu und kann kreativ sein. Wer mit Werkzeug und Gerätschaften umgehen kann, ist klar im Vorteil. Wer auf schöne Fingernägel verzichten kann, auch.
Wir sind damals schon bei der Besichtigung auf den Geschmack gekommen und haben beim ersten Rundgang bereits rumgezupft, Äpfel aufgehoben und Maße geschätzt. Unser Geld tragen wir seither bevorzugt zu Gartencentern und Baumärkten, graben, pflanzen, jäten, gießen, ernten, schneiden, schaufeln, schleppen, schimpfen, loben, knien, buckeln, hegen und pflegen mal enthusiastisch, mal stoisch in unserem Garterl oder werkeln am Häuschen. Schließlich ist i-m-m-e-r was zu tun, und wo kann man als Wohnungsinsasse schon so umfänglich loslegen! Ist die Ernte dann irgendwann mal verarbeitet (jeden Sommer/Herbst eine heftige Zusatzarbeit), verbringen wir die Winterpause kreuzlahm und dankbar mit der Wärmflasche auf der Couch sowie bei überfälligen Orthopädie- und Physio-Terminen. Auf die Frage nach unserem letzten Wochenende ächzen wir sonst aber meistens zufrieden: „Wir waren im Garten.“
Es gibt neben dem städtischen Kleingarten übrigens auch Alternativen: